QUARTALSTHEMA: JUDA: VOM PROPHETEN JESAJA BIS ZUM EXIL IN BABYLON (SEPTEMBER – NOVEMBER 2025)
Einheit II: JEREMIA UND DIE VERHEISSUNG DER ERNEUERUNG (5 Lektionen)
Jeremias spätere Erfahrungen (Lektion 5 von 5)
Tagesandachten von Andrea Pozo
SONNTAG, 26. Oktober 2025: Matthäus 10:16-27
Es ist nicht immer eine einfache Aufgabe, das auszusprechen, was der HERR uns aufträgt. Es mag sein, dass die Botschaft, die Er in unsere Herzen und auf unsere Lippen legt, nicht gut aufgenommen wird, nicht einmal von denen, die uns nahestehen. Jesus ermahnte Seine Jünger, „schau zu sein wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben“ (Vers 16). Heißt das, wir sollten stets still sein und vermeiden, unseren Mitmenschen unangenehm zu werden? Ganz und gar nicht! Doch bevor wir reden, sollten wir uns vergewissern, dass wir lediglich Gefäße sind, welche der HERR verwendet, um Seine Botschaft zu vermitteln, nicht zu unserem eigenen Nutzen.
MONTAG, 27. Oktober 2025: Matthäus 10:28-42
Es mag sein, dass die Botschaft, welche der HERR uns aufgetragen hat zu verkündigen, Menschen verärgert, doch damit sollten wir im Reinen sein. Er ist immer bei uns, selbst in den schwierigsten Momenten, wenn wir auf Widerstand unserer Liebsten, Behörden oder Machthabern stoßen und sogar in Todesgefahr. Es gibt nichts in unserem Leben, dessen Er sich nicht bewusst wäre. Während wir Schwierigkeiten entgegensehen, weil wir die Wahrheit aussprechen, welche Er uns aufträgt, so lasst uns keine Angst haben – nicht weil wir von Problemen verschont bleiben werden, sondern weil Gott immer bei uns ist.
DIENSTAG, 28. Oktober 2025: Psalm 37:1-13
Warten, ruhen, geduldig sein – das passt für einige von uns nicht immer zusammen. Wenn ich zu warten habe, dann tue ich das auch, aber vertraue ich währenddessen auf den HERRN? Das kann für mich zum Kampf werden. Ich möchten wissen, wann, wie und wo sich was ereignen wird – und das bitte möglichst genau, ich brauche Details! Doch das Leben spielt sich nicht immer so ab, noch obliegt es meiner Kontrolle, was geschieht. Möge der HERR die Herzen jener verändern, welche Schwierigkeiten haben zu warten. Möge Er uns den Frieden gewähren, Ihm während dieses Vorgangs zu vertrauen, ganz gleich, was jetzt gerade in unserem Leben geschieht.
MITTWOCH, 29. Oktober 2025: Psalm 37:25-28, 35-40
Das Leben mag aus unserer beschränkten Sicht ungerecht erscheinen. Es mag so aussehen, als ob die Übeltäter Erfolg haben und alles bekommen, was sie wollen. Es ist nicht unsere Aufgabe, die Umstände oder das jeweilige Erscheinungsbild mit uns zu vergleichen, sondern dem HERRN zu vertrauen! Tust du gerade etwas Böses? Wenn dem so ist, dann wende dich sofort davon ab! Lebst du in Gerechtigkeit gemäß dem, was Gott von dir verlangt? Dann brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Der König des Universums nimmt alles wahr, was geschieht, selbst das, dessen du dir völlig unbewusst bist. Gott wird nie Seine gottesfürchtigen Kinder verlassen.
DONNERSTAG, 30. Oktober 2025: Römer 12:12-21
Es kann für Christen keine Alternative sein, das Recht in die eigene Hand zu nehmen. Während wir warten, dass der HERR sich dessen annimmt, was erledigt werden muss, müssen wir weiterhin ein gottesfürchtiges Leben führen. Es gibt keine Notwendigkeit, alles zu verlassen, weil die Zeiten schlecht sind. Wir müssen weiterhin dienen, beten, gastfreundlich sein und uns freuen. Wir solen mit Liebe, Demut und Güte reagieren, wenn wir mit Bösem konfrontiert werden. Wenn die Welt unsere Reaktion als schwach, feige oder absurd ansieht, dann ist dem so. Solange wie Gott erfreut ist mit der Art, wie wir Seine Liebe angesichts des Bösen zeigen, ist es egal, wie alle anderen über uns denken.
FREITAG, 31. Oktober 2025: Jeremia 38:1-6
Jeremia wurde aufgerufen, einige sehr schwierige Botschaften zu überbringen. Jeremia wusste jedoch, dass die empfangenen Botschaften vom HERRN kamen. Er konnte sie nicht abändern, nur um Menschen zufriedenzustellen oder ihnen zu sagen, was sie hören wollten. Dasselbe gilt für uns. Bisweilen ist die Botschaft, die Gott in unsere Herzen gelegt hat, schwer zu übermitteln, aber Er ist derjenige, welcher diktiert, was wir sagen oder nicht sagen sollen. Wir müssen gehorchen, wenn Er uns beruft Sein Wort hinsichtlich bestimmter Themen zu verkünden, das womöglich nicht wohlwollend aufgenommen werden wird. Doch bevor wir irgendetwas im Namen des HERRN ausrufen, lasst uns sicherstellen, dass unsere Herzen mit Liebe für die Menschen gefüllt ist, welche die Botschaft empfangen werden.
SABBAT, 1. November 2025: Jeremia 38:7-13
Ebed-melech weigerte sich, wegzusehen, als er das Unrecht sah, das Jeremia angetan wurde. Er handelte jedoch nicht rebellisch oder zettelte einen Aufstand an. Er ging direkt zum König, der obersten Autorität des Landes, und bat um Erlaubnis, Jeremia zu retten. Wir sind aufgerufen, uns für Gerechtigkeit einzusetzen, aber unser Handeln darf selbst angesichts von Ungerechtigkeit nicht von unseren Gefühlen bestimmt sein. Wir müssen die Weisheit und Führung des HERRN suchen, um gegen Ungerechtigkeit so vorzugehen, dass wir Ihm Ehre und Ruhm erweisen.
BIBELSTELLEN:
Studientext: Jeremia 38:7-13
weiterführende Texte: Jeremia 20:1-6; 37:1-38; 43:1-7
Andachtstext: Römer 13:1-10
Merkvers:
„Da befahl der König dem Kuschiten Ebed-Melech: Nimm 30 Männer von hier mit dir und zieh den Propheten Jeremia aus der Zisterne, bevor er stirbt!“ (Jeremia 38:10)
KERNINHALT:
Wenn wir für das Richtige eintreten, lassen manchmal uns selbst diejenigen im Stich, die uns am nächsten stehen. Wo können wir Unterstützung finden, wenn jene sich gegen uns wenden? Als Jeremias Leben aufgrund seiner unbeliebten Botschaft bedroht war, sandte Gott den Äthiopier Ebed-Melech, um sich für ihn einzusetzen.
FRAGEN ZUM TEXTSTUDIUM:
- Wann wast du schon einmal gezwungen, für das Richtige einzustehen und dabei ganz auf sich allein gestellt? Was war in diesem Moment dein größtes Bedürfnis?
- Wie war die politische und geistliche Atmosphäre in Jerusalem zu dieser Zeit (siehe Jeremia Kapitel 37-38)? Welche Ereignisse führten dazu, dass Jeremia in eine Zisterne geworfen wurde (Jeremia 38:1-6)? Stelle dir vor, du wärst Jeremia und würdest an Seilen in die Zisterne hinabgelassen, nachdem Gott dir göttlichen Schutz versprochen hatte. Was siehst, fühlst, riechst du? Hast du Angst, bist du wütend auf Gott, fühlst du dich besiegt oder verlassen?
- Was verrät uns der Text über die Identität von Ebed-melech? Warum ist es bedeutsam, dass er sowohl als Kuschit als auch als Eunuch im Königshaus beschrieben wird? Was lässt dies darüber vermuten, wen Gott benutzt, um seine Absichten zu erfüllen?
- Welches Argument brachte Ebed-Melech vor dem König vor? Welche Risiken ging er dabei möglicherweise ein? Wie unterscheidet sich seine Fürsorge für Jeremia von den Handlungsweisen der Beamten?
- Warum stimmte der König plötzlich zu, Jeremia zu helfen, obwohl er zuvor zugelassen hatte, dass dieser in die Zisterne geworfen wurde (siehe Vers 6)? Was sagt dies über den Einfluss einer gerechten Stimme aus?
- Was können wir von Ebed-Melech darüber lernen, wie man sich für diejenigen einsetzt, die schlecht behandelt werden oder keine Stimme haben? Wer sind die Menschen, welche in deiner Schule, am Arbeitsplatz oder deiner Gemeinde, welche sich in der „Zisterne“ des Lebens befinden? Wie kannst du ihnen helfen, da herauszukommen?
VERSTEHEN UND AUSLEBEN von Fabian Loachamin
HURRIKANSAISON
Während ich diese Lektion schrieb, sah ich die Nachrichten und hörte, wie die Behörden der Bundesstaaten an der Ostküste der USA bereits mehrere Wochen vor Beginn der Hurrikansaison eine Warnung herausgaben. Sie begannen mit den Worten: „Das erleben wir jedes Jahr“ und sagten dann sinngemäß: „Aber wir beschweren uns immer darüber, nicht vorbereitet zu sein, also versuchen wir es diesmal besser zu machen.“
Letzte Woche haben wir uns mit den Klagen Gottes und den Warnungen vor den Folgen des Ungehorsams befasst, aber auch mit den Segnungen für Juda und Israel in jener Zeit. Unser Vater, so gut Er ist, hat die Regeln klar dargelegt und von Anbeginn der Schöpfung an mit unendlicher Liebe und Geduld die Folgen des Ungehorsams und die Segnungen des Gehorsams erklärt. Hatte angesichts der harten Gerichtsbotschaften, die Jeremia überbrachte, irgendjemand das Recht, sich darüber zu beschweren, nicht vorbereitet gewesen zu sein?
Jeremia Kapitel 20 steht in der Mitte von Jeremias Wirken (um 605 v. Chr.), als das babylonische Reich unter Nebukadnezar die Existenz Judas wie ein Wirbelsturm bedrohte und Jeremia Juda vor dieser Bedrohung warnte und Gottes Botschaft verkündete. Das Volk verurteilte ihn dafür (Jeremia 20:10). Als Jeremia ihnen das Wort Gottes überbrachte, war er standhaft, unnachgiebig und streng; doch persönlich, als Mensch, hatte er ein zartes Herz. Als sein geliebter Freund König Josia starb, berichtet das Buch der Chronik ausführlich über Jeremias Trauer um ihn (2. Chronik 35:25). Die drei gottlosen Könige, die auf Josia folgten, lehnten Jeremias Wirken vollständig ab. Sie verwarfen ihn, und seine Botschaft wurde völlig ignoriert – obwohl der Prophet nicht persönlich verfolgt wurde. In Kapitel 20 finden wir Jeremia zum ersten Mal persönlich und körperlich verfolgt. Er befand sich in einer Zwickmühle zwischen Gott und einem Volk, das sich weigerte, die ihm übermittelte Botschaft zu glauben.
MEINE PLÄNE, SEINE PLÄNE
In Jeremia Kapitel 37 wird beschrieben, wie König Zedekia, entgegen Gottes Rat, Hilfe in Ägypten suchte, was letztendlich nur zu noch mehr Leid führte. Jeremia erhielt, trotz seiner Warnungen vor der bevorstehenden Zerstörung Jerusalems, die Nachricht vom Eintreffen einer ägyptischen Armee in Juda. Diese Nachricht weckte falsche Hoffnungen bei Zedekia und dem Volk, welches glaubte, Ägypten könne sie vor den Babyloniern retten. Zwar führte die Ankündigung der Ankunft der ägyptischen Armee zu einem vorübergehenden Rückzug der Babylonier, doch dies war nur eine kurze Atempause. Die Babylonier kehrten bald zurück, und die Lage in Jerusalem verschärfte sich dramatisch.
Wie wir unsere eigenen Pläne schmieden (wie so oft), gehorchte auch König Zedekia trotz der Botschaften Jeremias den Warnungen Gottes nicht und suchte stattdessen nach politischen statt nach geistlichen Lösungen. Jeremia verkündete weiterhin das Wort Gottes, warnte vor der bevorstehenden Zerstörung und der Notwendigkeit der Umkehr, was dazu führte, dass er gefangen genommen, in eine Zisterne geworfen und rücksichtslos als Verräter Judas und Jerusalems gebrandmarkt wurde, weil er Jerusalem zur Kapitulation vor dem Feind aufgerufen hatte. Sechshundert Jahre vor der Ankunft Jesu Christi verkündete Jeremia bereits dessen Botschaft: „Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, aber die Seele nicht töten können.“ (Matthäus 10:28). Das mangelnde Vertrauen der Menschen in Gott, welche menschliche Hilfe aus Ägypten der göttlichen Führung vorzogen, ist auch heute noch in unserem Leben, in unseren Gemeinden und in unseren geistlichen Diensten zu beobachten.
EINE HELFENDE HAND
Ebed-Melech wird im Buch Jeremia erwähnt, insbesondere in den Kapiteln 38 und 39. Er wird an keiner anderen Stelle erwähnt, und es sind nur wenige Details über seine Person und seinen Glauben bekannt. Er wird als „Kuschit“ bezeichnet, was in der Bibel Menschen aus der Region Nubien und Äthiopien meint. Dieser (schwarz-)afrikanische Mann, der Jeremias Notlage miterlebte, griff ein, indem er zum König ging und um dessen Freilassung bat. Anschließend sorgte er dafür, dass Jeremia aus der Zisterne befreit und mit Brot versorgt wurde, bis die Stadt eingenommen wurde. Als die Stadt von den Babyloniern erobert wurde, versprach Gott in Kapitel 39, dass Ebed-Melech während der Zerstörung Jerusalems verschont bleiben würde, weil er gehorsam war und Jeremia gegenüber Mut und Gerechtigkeit bewiesen hatte: „‚Ich werde dich retten; du wirst nicht durchs Schwert fallen, sondern mit dem Leben davonkommen, weil du mir vertraust‘, spricht der Herr.“ (Jeremia 39:15).
Die Geschichte von Ebed-Melech wird oft als Symbol für Gerechtigkeit und die Bedeutung des Eintretens gegen Ungerechtigkeit verstanden, selbst in schwierigen Situationen. Er gilt auch als Beispiel für jemanden, der seine einflussreiche Position nutzte, um Gutes zu tun. Er war ein Ausländer und stand außerhalb des Bundes. Dennoch setzte er sich aus ethischen Motiven gegen Jeremias Misshandlung ein. Ich kann nicht behaupten, dass wir in Zeiten von Ungerechtigkeit leben, denn die Menschheit hat im Laufe ihrer gesamten Geschichte Ungerechtigkeit erfahren. Wir erleben Ungerechtigkeit an uns selbst oder gegenüber unseren Mitmenschen. Wie Ebed-Melech sind wir aufgerufen, uns zu Wort zu melden und uns für sie einzusetzen, selbst wenn es ein riskantes Unterfangen ist. Ebed-Melech konnte nicht wissen, wie Zedekia reagieren würde oder ob er Konsequenzen fürchten müsste, weil er den König zurechtwies. Doch er wandte sich trotzdem an ihn. Er bewies großen Glauben, indem er sich an einen unberechenbaren König wandte, um die Erlaubnis zu erhalten, ein bedürftiges Leben zu retten. Das ist das Wesentliche des Glaubens: sich dafür zu entscheiden, das Richtige zu tun, ungeachtet möglicher negativer Folgen.
Wir sind absolut davon überzeugt, dass Jeremia ein vorbildlicher Diener Gottes war, der selbst angesichts von Widerstand, körperlicher Gewalt und Zweifel selbstlos war. Doch am Beispiel Ebed-Melechs können wir erkennen, dass man kein großer Prophet sein muss, um das Richtige zu tun und das Wohl anderer zu suchen. Jesus wies seine Jünger auf diese Möglichkeit hin: „Hütet euch! Man wird euch den örtlichen Behörden überantworten und in den Synagogen auspeitschen. Ihr werdet um meinetwillen vor Statthalter und Könige geführt werden, als Zeugen für sie und für die Heiden. Wenn sie euch aber verhaften, so sorgt euch nicht darum, was oder wie ihr es sagen sollt. Dann wird euch gegeben werden, was ihr sagen sollt. Denn nicht ihr seid es, die reden, sondern der Geist eures Vaters, der durch euch reden wird.“ (Matthäus 10:17-20) Wenn Gott spricht, müssen wir zuhören und handeln, wo immer Sein Geist es befiehlt.
HINWEISE FÜR SABBATSCHULHELFER
LERNZIELE:
- Beurteilet Jeremias‘ „Verrat“ und sein Leiden, das ihm von seinem eigenen Volk zugefügt wurde.
- Seid mutig angesichts von Schwierigkeiten.
- Setzet sich für diejenigen ein, die nicht in der Lage sind, sich selbst zu vertreten.
UNTERRICHTSAKTIVITÄTEN
Besprecht die Bedeutung, unsere wahren Gefühle vor dem HERRN auszudrücken. Was genau ist eine „Klage“? Nachdem ihr über diesen Begriff gesprochen haben, bittet jeden Teilnehmer, über eine bestimmte Situation in seinem eigenen Leben oder eine Situation in seiner Gesellschaft nachzudenken, die ihm Schmerz bereitet. Gebt jedem Sabbatschulteilnehmer einige Minuten Zeit, eine „Klage“ zu dieser Situation zu verfassen. Ermutigt sie, diese mit der Gruppe zu teilen, wenn sie sich dabei wohlfühlen. Schließt mit einem Gebet ab und bittet den HERRN, diese Klagen zu erhören, uns die Geduld zu schenken, auf Ihn zu warten und in jeder dieser Situationen nach Seiner Führung zu handeln.
RÜCKBLICK UND AUSBLICK
In dieser Einheit haben uns wichtige Momente aus Jeremias Wirken dazu inspiriert, uns angesichts von Widerstand für Gottes Wahrheit und Gerechtigkeit einzusetzen, im Wissen, dass der Gott, der uns beruft, immer an unserer Seite steht.